Duftstoffe und ihre Wirkung
Wie dies das Fraunhofer Institut IVV wissenschaftlich erforscht, konnten Besucher des Fachprogramms der CosmeticBusiness 2023 erfahren
Mit einem Duschgel mit belebendem Duft gut in den Tag starten. Mit einer Gesichtscreme, die einen entspannenden Geruch verbreitet, abends den Alltag abstreifen. Kosmetikprodukte mit solchen Zusatzfunktionen sind gefragt. Doch eh eine entsprechende Wirkung auf dem Produkt ausgelobt werden darf, ist ein wissenschaftlicher Nachweis nötig. Kein leichtes Unterfangen. Denn wie Gerüche wahrgenommen werden und welche Wirkung sie auf uns haben, das findet vor allem im Unterbewusstsein des Menschen statt. Prof. Dr. Jessica Freiherr vom Fraunhofer Institut IVV schilderte im Rahmen des Fachprogramms auf der CosmeticBusiness 2023, wie sie mit ihrem Team im Bereich der angewandten multisensorischen Systeme solche Nachweise für die Wirkung von Duftstoffen erbringen.
Von der Nase direkt ins Gehirn – ganz unbewusst
Das Besondere am Geruchssinn ist, dass die durch ihn ermittelten Informationen direkt ins Gehirn übertragen werden, ohne dass sie zuvor im Thalamus verarbeitet werden, so Freiherr. Kurz gesagt: Gerüche lösen unmittelbar Emotionen aus, ohne dass wir uns einer Verarbeitung bewusst werden. Beim IVV entstand ein Studiendesign, das mit unterschiedlichen Messmethoden konkrete Wirkungen durch gezielte sensorische Reize nachweisen soll. Laut Freiherr ist dieses standardisiert und reproduzierbar. Damit kann es Teil der Entwicklung von Produkten und Marketing-Claims sein.
Duftstoffe können erwiesenermaßen aktivieren und Stress abbauen
Am Beispiel von Cremes mit beruhigender und aktivierender Wirkung erläuterte die Wissenschaftlerin das Vorgehen. Die Probanden werden zunächst gezielt einem gegensätzlichen Reiz ausgesetzt. Sie wurden also mit dem Zeigen entsprechender Bilder gestresst beziehungsweise gelangweilt. Mit Hilfe eines Fragebogens, dem Nachweis von Stresshormonen in Speichelproben sowie einem mobilen EEG wurde anschließend der Grad des erzielten Stresses beziehungsweise der Langeweile gemessen. Nun trugen sich die Studienteilnehmer in zwei Sessionen je einmal eine Creme auf. Einmal enthielt diese einen beruhigenden beziehungsweise aktivierenden Duftstoff, einmal war es ein Placebo. Die abschließenden Messungen zeigten nun deutlich, dass die Probanden ihren Stress mit der wirkungsvollen Creme gegenüber dem Placebo tatsächlich abbauen konnten beziehungsweise ein höheres Aktivitätslevel erreichten.
Die Ergebnisse der Multisensorik-Forschung sind gefragt
Generell geht es bei der Arbeit von Freiherrs Team um das ganzheitliche Verständnis dafür, wie der Verbraucher Reize wahrnimmt, bewertet und auf sie reagiert. Diese Erkenntnisse könnten dann in die Entwicklung von Produkten, Verpackungen sowie in die Kommunikation für den Verbraucher einfließen. Das IVV arbeitet dazu mit der Universität Erlangen sowie mit verschiedenen weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen zusammen. Beim Geruchssinn sollen künftig noch weitere Emotionsbereiche untersucht werden, so dass mehr Abstufungen in den Aussagen möglich sind, so Freiherr. Auch taktile Reize, sprich das Hautgefühl, sollen in die Untersuchung mit hineinfließen. „Es gibt viel zu tun“, sagt sie. Nach Prof. Dr. Jessica Freiherr wird sich die Forschung multisensorischer Wahrnehmung weiter entwickeln und verbessern. Die Nachfrage bei den Herstellern ist da.
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