CosmeticBusiness: Macht Nachhaltigkeit erlebbar
Packaging-Experte Andreas Schabert zeigte die Möglichkeiten von Circular Design auf
Wie muss ein „Circular Design“, eine kreislauffähige Gestaltung einer Verpackung aussehen, die Verbraucher in ihrer nachhaltigen Kaufentscheidung unterstützt? Andreas Schabert von der Hamburger Agentur für Marken- und Verpackungsdesign brandpack zeigte dazu auf der Cosmetic Business 2021 in seinem Vortrag „Verpackungstrends in der Kosmetikbranche: Neue Chancen durch innovative Materialien, Recycling- und Kreislaufsysteme“, wie sich Nachhaltigkeit erlebbar und in die Markenstrategie integrieren lassen.
Gestaltungsdreiklang: Materialien, Form, Grafik
Für Schabert lohnt es sich vor allem, das breite Spektrum an nachhaltigen, neuartigen Materialien zu betrachten. Sie eröffnen neue Möglichkeiten der Haptik, Texturen und Strukturen, was Andersartigkeit vermittelt und damit vor allem auch Aufmerksamkeit für das nachhaltige Produkt erzeugen kann. Damit eng zusammen hängt das Form Design, da laut Schabert einige neuartige Materialien manche Verpackungsformen überhaupt erst möglich machen. Die dritte Disziplin ist das Grafikdesign. Typographie, geometrische Formen oder andere grafische Elemente können die Weiterentwicklung einer Marke hin zu mehr Nachhaltigkeit mithilfe von Storytelling unterstützen, erklärte Schabert.
Mit Beispielen machte er deutlich, wie kreativ bereits mit den neuen Möglichkeiten im Packaging gearbeitet wird. Mycelium-Verpackungen nutzen Pilzkulturen beispielsweise als natürliche Inlays. Sulapac sorgt mit seinen Biokomposit-Verpackungen aus Kork oder auch anderen upgecycelten Materialien für ungewohnte Haptiken. Und dass Materialinnovationen mit neuer Formgebung zusammenspielen, stellte Schabert am Beispiel Paper Pulp vor. Hier werden faserbasierte Stoffe mithilfe von Spritzguss verarbeitet. Damit werden nicht nur Flaschen aus Karton möglich. Für eine Süßwarenmarke entstand eine Pralinenverpackung in der Form einer Kakaofrucht. Die Pralinen steckten im „Mark“ der Frucht, erstellt aus Paper Pulp.
Verpackung prozessübergreifend betrachten
Neben rein gestalterischen Überlegungen geht es beim Circular Design für Schabert letztlich aber um mehr. Was passiert beispielsweise mit der Verpackung, wenn der Verbraucher ihren Inhalt aufgebraucht hat? Wie kann die Verpackung ihren Anwender darin unterstützen, nachhaltig zu handeln? Das Zusammenspiel zwischen Produkt- und Verpackungsentwicklung ist hier für Schabert ein Schlüsselmoment. Anhand der aufrollbaren Tube von Nivea bewies er, dass durch ein solches Zusammenwirken beispielsweise schlüssige Konzepte zur Restentleerung entstehen können. Auch die Initiative „Holy Grail“ betrachtet das Thema „Verpackung“ über die reine Produkthülle hinaus. Sie nutzt die Verpackungsoberfläche mithilfe eines unsichtbaren Codes, um Sortier- und Recyclingprozesse zu verbessern. Und die noch junge Marke Sea Me zieht mit ihrem Konzept, Kosmetika in Pfandgläsern anzubieten, gleich alle Register vom ungewohnten Materialeinsatz und nachhaltigen Verpackungsprozess bis hin zu einem einzigartigen Markenauftritt, der zugleich nachhaltigen Konsum unterstützt.
Nicht nur für Andreas Schabert ist Nachhaltigkeit heute weniger ein Trend als vielmehr ein fester Bestandteil in der Verpackungsgestaltung. Mehr denn je erfordert es daher, dass die Gestaltung sowie die gesamte Konzeption einer Verpackung mit der Produktentwicklung Hand in Hand gehen, betonte der Packaging-Experte. Denn Kreislaufwirtschaft, so Schabert, ist nur im Zusammenwirken der Prozessbeteiligten möglich – und Circular Design darin ein wichtiger Baustein.
Quelle: Andreas Schabert, Foto: Adobe Stock / TSUNG-LIN WU